Das neue Glide Swift Foil von Hersteller NeilPryde wurde von Nils Rodenblad entwickelt, der als Ingenieur im America’s Cup tätig ist und früher die Windsurfsegel der Marke entwickelt hat. Das Foilkonzept soll eine sehr große Zielgruppe von Anfängern bis hin zu Foil-Experten abdecken, indem es frühen Lift, einen guten Glide und ein hohes Speedpotential unter einen Hut bekommt. Empfohlen wird das Foil vom Hersteller in vergleichsweise kleinen Größen. Wir haben getestet, ob diese Empfehlung zutrifft.
An Land:
Wir haben die Foil-Neuheit in zwei Größen ausprobiert - mit dem kleinen 800er Frontwing (”Glide Swift 8”) und dem 1000er (”Glide Swift 10”). Montiert werden die Flügel auf einer 71 Zentimeter langen Aluminium-Fuselage. Die Teile sind passgenau, die feste Verbindung von Fuselage zum Mast wird mit drei M6 Torx-Schrauben sichergestellt. Die Flügel selbst fixiert man über dickere M8-Schrauben. Zum Set gehört eine passende Tasche, auf einzelne Hüllen für die Flügel muss man verzichten. Werkzeug und kleine Unterlegplättchen, mit denen der Winkel des Heckflügels angepasst werden kann, sind ebenfalls dabei.
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Der 85 Zentimeter lange Carbonmast entpuppt sich als durchaus steif. Bei der Montage des Foils am Brett bietet die Montageplatte des Masts aber keine Möglichkeit, die Schrauben einzuschieben - das Verschrauben in der Box dauert dadurch etwas länger. Durchaus besonders ist das Flügeldesign: So haben die beiden Frontwings auffällig schlanke Spitzen, sind in der Mitte, im Bereich der Fuselage, aber durchaus flächig und mit recht dickem Profil ausgestattet.
10 Bilder
Foto: Manuel Vogel
Verlagssonderveröffentlichung
Stark nach hinten gebogen ist der Heckflügel, dieses Design soll sich anfühlen wie eine verlängerte Fuselage und damit mehr Richtungsstabilität bringen, ohne die Dreheigenschaften einzuschränken. Das Set gibt’s aktuell mit Frontwing-Größen von 800/1000/1200 und 1450 cm2, ein 600er Fronflügel ist einzeln als Zubehör verfügbar. Zudem können mit den neuen Komponenten auch ältere Foils der Glide-Serie upgegraded werden - die Komponenten sind kompatibel.
Abhängig davon, welche Frontwing-Größe man wählt, ändert sich auch die Aspect-Ratio (Verhältnis von Spannweite zu Fläche). So ist der kleinste Frontwing mit 600 cm2 Fläche deutlich gestreckter designt (Aspect Ratio 9,1) als der größte Flügel der Range, der 1450er mit einer Ratio von 7,3.
Foto: Alan van Gysen
Auf dem Wasser:
Auch wir waren angesichts der recht kleinen verfügbaren Größen etwas skeptisch, wie massentauglich die neuen NeilPryde Glide Swift Foils tatsächlich sein können. Umso überraschter waren wir von der Leichtwind-Performance der Flügel. Sogar der 800er, vor allem aber der 1000er Frontflügel, produzieren für ihre Größe enorm viel Auftrieb. Wer aktiv anpumpen kann, kommt damit sehr früh ins Fliegen - selbst unserem schweren Testprobanden (90 Kilo) reichten knapp 14 Knoten Wind mit einem 4,7er Wing aus, um mit dem 800er Frontwing abzuheben. Im direkten Vergleich bietet der 800er Frontwing in etwa so viel Lift wie ein handelsüblicher 1000 bis 1200er Frontwing. Der 1000er Glide Swift Flügel lässt sich in punkto Lift eher mit einem gängigen 1300er vergleichen. Die Strömung liegt auch dann stabil an, wenn man das Foil durch Manöver dirigiert, der “stall speed”, also die Geschwindigkeit, an dem die Strömung bei langsamer werdender Fahrt abreißt, ist für ein Foil dieser Größe erstaunlich gering.
Auf der Geraden bietet der NeilPryde Glide Swift 800 eine gute Kontrolle, unvorhergesehene Strömungsabrisse oder Zicken muss man nicht befürchten. Wer es drauf anlegt, kann das Foil auf passablen Topspeed bringen, mit dem 4,7er Wing schafften wir es im normalen Windbereich auf 37 bis 38 km/h. Um in diesen Speedbereich zu kommen, muss man aber schon spürbar pushen, unterm Strich hätten wir von einem Flügel dieser Größe fast etwas mehr Speedpotential erwartet. Trotzdem sind Sprünge und Flips damit locker möglich, zudem profitiert man immer von der guten Kontrolle vor dem Absprung. Besondere Stärken hat der 800er Frontflügel bezüglich seiner Drehfreudigkeit, es lassen sich smoothe und auch enge Radien ziehen, Steuerimpulse werden gut umgesetzt. Umgekehrt ist aber auch etwas Feingefühl nötig, denn der Geradeauslauf der 800er Frontflügels ist weniger richtungsstabil.
Der 1000er Glide Swift Frontwing wirkt im Vergleich zum 800er etwas zahmer. Aufgrund der spürbar größeren Spannweite ist der Geradeauslauf deutlich stabiler, was vor allem weniger geübten Wingfoilern hilft. In Manövern muss somit etwas mehr Druck aufgebracht werden als beim 800er, die Radien fallen weiter aus. Dafür verzeiht das Foil auch mal einen Fehltritt, ohne gleich einen wilden Haken zu schlagen. Auch das 1000er punktet, neben gutem Lift, mit viel Kontrolle - auch angepowert liegt die Strömung stabil an. Kleinere Fahrfehler werden nicht sofort mit einem Strömungsabriss bestraft. Das Speedpotential des 1000er Frontwings fällt aber ebenfalls eher moderat aus.
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Foto: Markus Greber
NeilPryde Glide Swift Carbon - das Fazit:
Die neuen NeilPryde Glide Swift Carbon Foils überzeugen zwar nicht mit sonderlich hohen Endgeschwindigkeiten, punkten dafür aber auch in kleinen Größen mit viel Lift, guter Kontrolle und sehr guter Drehfreudigkeit. Der 800er Frontflügel empfiehlt sich vor allem für Wingfoiler mit Erfahrung, die ein Foil für den Einsatz in der Welle, zum Freestylen oder für spielerische Foilmanöver suchen. Der 1000er Frontwing ist ebenfalls gut anzupumpen, auch für weniger geübte Wingfoiler einfach zu fahren und vereint ebenfalls viel Lift, mit kontrolliertem Flugverhalten.
Drehfreudigkeit, Kontrolle, Lift
Montage d. Masts
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